Farewell!Von klein auf war ich ein Capri-Fan. Dieser Wagen besitzt für mich auch heute noch eine einzigartige Formensprache: Die endlos lange Motorhaube, die im IIIer Einzug haltenden Doppelscheinwerfer mit leicht darüber gezogener Motorhaube (heute würde man wohl "böser Blick" dazu sagen), die einzigartige C-Säule, die doppelten Endrohre der V6-Versionen, die Recaro-Schalensitze. Ein Manta oder Scirocco wirkte gutbürgerlich dagegen! Hinzu kam natürlich das Flair der Motorsporterfolge von Hans Heyer, Manfred Winkelhock und Klaus Ludwig in der Deutschen Rennsportmeisterschaft (DRM, Vorläufer der DTM). Ferner wurde der Capri III auch in der englischen Krimiserie "Die Profis - CI5" in den Achtzigern von Bodie und Doyle gekonnt durch die englischen Ländereien gehetzt. Und die waren nur mit dem 2.3S und 114 PS unterwegs. Nicht zuletzt sollte man noch den Stunt eines Capri II auf der London Tower Bridge in dem US-Movie "Brannigan" mit John Wayne 1975 erwähnen.
Ich hatte beinahe einen roten Capri 2.0 V6 mit 108PS von meinem Vater verordnet bekommen, entschied mich jedoch im letzten Moment - ohne sein Wissen - für einen diamantweißen 3.0S mit 138 PS Essex-V6. Nie vergessen werde ich die Szene als ich den frisch erworbenen Wagen vor die Tür stellte. Mein Vater beäugte den Wagen und dessen Motorraum kritisch und dachte noch immer es handele sich um einen 2.0. Der Fahrer meines Vaters meinte zu ihm: "Ja Herr XY, das ist der 3-Liter Ford-Motor. Mein Vater - keine Ahnung von Autos & Maschinen - lachte und hielt es für einen schlechten Scherz. Dann ging er zum Fahrzeug-Heck und entdeckte den 3.0S-Kleber. He, he da war die Welt für ihn - mit bravem Granada 2.3GL Automatik - erstmal auf den Kopf gestellt . Später taufte er den Wagen auf "das weiße Leichentuch" :-D. Ursprünglich kam der Wagen übrigens von Dr. Jacob, einem ehemaligen FORD-Händler in Frankfurt/Main.
Leider war der englische 3.0l-Essex-V6 ohne nachgerüstete Ölkühlung sehr schnell in meinen Händen bzw. durch meinen schweren rechten Fuß verglüht: Finaler Pleuellagerschaden . Es handelte sich bereits um einen fabrikneuen AT-Motor, den der Vorgänger einsetzen lies. Der Motor ist eine Antiquität aus den 60zigern: http://en.wikipedia.org/wiki/Ford_Essex_V6_engine_(UK)
Einen ausgiebigen Urlaub der mich über Rosenheim, Rom nach Neapel mit Sicht zur Insel Capri führte, hatte er jedoch mitgemacht. Die Fotos stammen von der Auffahrt zum Vesuv und aus Pompeji. Die Italiener sahen in dem weißen 3.0S mit deutschem Kennzeichen übrigens so etwas wie ein rotes Tuch. Die FIAT Unos haben mich auf den Serpentinen teilweise auf 2 Rädern überholt :-O
Der Wagen hatte einen schönen blubbernden Sound und einen standesgemäßen Anzug für die damalige Zeit: 8,9 Sek. auf 100 Km/h, in den Fahrzeugpapieren hieß es: Höchstgeschwindigkeit: 197 Km/h, mit Heckspoiler: 200 Km/h ! Bei warmen Motor wurde der Ölpeilstab so heiß, das man ihn nicht anfassen konnte. Einmal hatte ich den Wagen in einen gefluteten Wassergraben gefahren. Das Wasser lief fahrerseitig in die Tür hinein, ein Auspuff war unter Wasser und erzeugte Luftblasen, der andere blubberte in der Luft. Mann, was war ich ein heißer Hund
! Schön war die Zeit als man die Wörter "Katalysator", "ABS" und "DSC" noch nicht kannte. Wie ihr merkt, trauere ich diesem verdammt geilen Gefährt noch heute nach. Leider existieren nur 2 Fotos meines Ex-Capris - dank meiner damaligen CANON AV-1 Kirmes-Kamera und CANONs unsäglichem Kundendienst
FORD Capri 3.0S III
EZ 1980
4-Gang manuell
138 PS bei 5.500 U/Min.
240 Nm bei 3.000 U/Min.
200 Km/h
diamantweiß
Modifiziert
7x13 ATS Alufelgen
BAP Bess demnähx-Aufkleber
KENWOOD Cassettenradio
CANTON Lautsprecherboxen
Sommerreifen: Fulda Y2000