Wer, selbst als Student, in unserer Uni den Professor oder promovierten Hilfsbremser oder Dozent mit dem Titel angeredet hatte, wurde mehr oder weniger deutlich zurechtgewiesen. Es war regelrecht verpönt.
In der Firma gibt es die unausgesprochene Regel, dass man als Akademiker sein promoviertes Gegenüber bei Erstkontakten und auch danach mit dem Titel anspricht. Bei regelmäßiger Zusammenarbeit fällt das nach einiger Zeit beiderseits stillschweigend weg.
In der eigenen Abteilung gebraucht - nach einigen Monaten Kennenlernen - keiner der Kollegen und Vorgesetzten beiderseits den Titel. Das "Du" allerdings ist auf Sachbearbeiterebene im selben Aufgabenbereich beschränkt.
Ärzte rede ich grundsätzlich und nur mit Titel UND NAMEN(!) an, WENN sie einen haben (den Titel
). Das ist eine gewisse psychologische Barriere, die ich da aufbaue: Sie hilft mir etwas, die übergriffige und entmündigende Arbeit an meinem Balg zu ertragen.
Nie im Leben würde ich das Ehegespons unverdienterweise in der Anrede eigenständig promovieren.
In wenigen Fällen wird mir das Du von gewissen Leuten angeboten, die ich nie zu meinem engsten Kreis zähle(n möchte), denen ich aber höflich begegne und die deshalb meinen, ich würde den Löffel mit ihnen teilen wollen. Dabei begegne ich denen nur häufig, umständehalber. Die ignorieren zwar meine Zurückhaltung und duzen mich trotzdem, aber wenn sie dann – erwarteterweise – meinen, sie haben über mich Meinungshoheit, mache ich meine Kommunikation, ohne mich verpflichtet zu fühlen, dicht. Große Augen dererseits garantiert; "wir sind doch per Du!?"