So, ich oute mich jetzt hier mal: Ja ich bin Verkäuferin in einer Zoohandlung!
Find ich klasse, wie hier alle Zoohandlungen und vor allem Verkäufer über einen Kamm geschert werden. Wir sind alle böse, von Grund auf!
Aber klar, is ja überall so, nicht nur im Frettchenforum.
Natürlich gibt es viele Zoohandlungen mit Defiziten und auch die Verkäufer haben oft nicht wirklich Ahnung von dem, was sie da erzählen. Habe auch schon Sachen zu hören bekommen, wie "Ratten darf man nur alleine halten" etc.
Und natülich reicht der Platz in einer Zoohandlung vorne und hinten nicht für die Tiere aus. Weder für Hamster, noch für Frettchen, Ratten etc.
Aber es gibt auch Leute dort, die wahrscheinlich mehr Ahnung von den Tieren haben, als viele User hier, die immer nur über die Verkäufer herziehen und sich mit "Tierschutzparolen" wichtig machen.
Vielleicht sollten genau DIESE Leute sich selbst zunächst mal die Frage stellen: Ist es überhaupt sinnvoll, IRGENDEIN Tier in Gefangenschaft zu halten? Selbst wenn der Käfig eine Grösse von 5x5m hat? Wo fängt denn der Tierschutz überhaupt an?
Das was euch von jenen unterscheidet, ist nur die Art des Käfiges. Euer Käfig ist golden und eure Tiere geniessen nur eine Vogelfreiheit. Ihr kümmert euch mit Sicherheit gut um eure Tiere, füttert sie und liebt sie. Trotzdem leben sie die meiste Zeit immer noch in einem Käfig (abgesehen von den Tieren, die wirklich frei herumlaufen dürfen, aber wieviele sind das?).
Nein, ich will euch hier mit Sicherheit nicht als Tierquäler hinstellen, ich bitte euch nur zu überdenken, dass die Frage nach Tierschutz eine sehr dehnbare Grenze hat.
Nun aber zum eigentlichen Thema Zoohandlungen:
Ja der Platz reicht vorne und hinten nicht aus. Wie gerne würde ich grosse Gehege und Käfige aufstellen. Es gibt Läden, da sind die Käfige annähernd "groß", aber wieviel Läden haben schon den Platz? Wie oft werde ich von Kunden gefragt, warum wir denn keine Hunde oder Katzen haben! Von erwachsenen Menschen! Da frage ich mich, ob manche Leute ihren Kopf nur tragen, damit die Ohren nicht wegfallen....
Oder warum wir dieses und jenes Tier nicht da hätten. Schliesslich sind wir eine Zoohandlung und die Leute müssen was zum schauen haben. Die Tiere sind ja alle sooooo niedlich.
Und wenn man dann einen etwas größeren Käfig hat, was dann? Habt ihr schonmal versucht, ein scheues, 8 Wochen altes Streifenhörnchen/Ratte/Hamster zu fangen? Und dann geht das Gerede wieder los, warum das denn so lange dauert!
Die Tiere sind im Schnitt 2-4 Wochen in der Zoohandlung (ja, natürlich haben wir auch Tiere, die sind länger da!) Glaubt ihr wirklich, in dieser kurzen Zeit, wo ich die meiste Zeit damit beschäftigt bin, die Tiere zu füttern, sauberzumachen, Ware einzuräumen und auszuzeichnen und natürlich Kunden zu bedienen und zu beraten, kann ich die kleinen Kerle alle handzahm kriegen, damit sie sofort auf meine Hand springen, wenn der 100. Kunde am Tag doch mal den Hamster sehen möchte?
Schliesslich wünscht sich das 4 jährige Blag doch soooooo gerne einen Hamster (dämmerungs- bis nachtaktiv, wirklich das BESTE Tier für eine 4 jährige Göre, die schon beim ersten angucken den Hamster fast zerquetscht). Da kann ich mir den Mund fusselig reden und auf die Eltern einquatschen, wie ich lustig bin. Nachbars Kind hat schliesslich auch einen Hamster. Was mach ich dann? Nicht verkaufen? Doch natürlich, und den 30cm Käfig mit Hamsterröhrensystem gleich mit dabei, weil sonst kauft Kunde woanders und wir können den Laden bald dichtmachen. (dazu komm ich später noch).
Glaubt ihr wirklich, dass uns Verkäufer das nicht ankotzt? Ich versuche ne halbe Stunde bis Stunde dem Kunden zu erzählen, was man für dieses und jenes Tier wissen muss und anschliesend wird der Kunde sauer, weil ein Käfig am absoluten Minimum so teuer ist. Ich kann den Kunden nur beraten Leute, die Entscheidung, was gekauft wird, liegt beim Kunden.
Und jetzt? Schmeiss ich den Job hin, damit ich von irgendjemandem ersetzt werde, dem die Tiere egal sind? Dann werden noch mehr Transportkäfige als optimales Meerschweinchenheim verkauft.
Gestern stand ne Kundin im Laden, die sich bei der Postenbörse einen tollen Käfig gekauft hatte und nun einen Hamster wollte. Ja es war ein toller kleiner Hamsterkäfig, aber leider war der vermeintliche Hamster, den sie dazu kaufen wollte, ein Meerschweinchen.
Oh was für ein Hallo, als ich sie darauf hinwies, dass das Tier ein Meerschwein war!
"Wie, den kann man nicht da reinstecken?"
"HALLO DAS TIER PASST NICHMAL DURCH DIE KÄFIGTÜR!!!!"
Oder der Kunde von letzter Woche, der unbedingt 2 Chinchillas wollte und darauf bestand, dass ich die beiden tiere gleich vor Ort kastriere.
Seh ich etwa aus wie ein Tierarzt und der Laden wie ein OP?
Nochmal zum Dichtmachen von Zoohandlungen:
Wäre vielleicht nicht das schlechteste sagt ihr? Keine Tierhandlungen mehr? Könnte mich der Meinung glatt anschliessen, aber man kann nicht davon ausgehen, dass jeder Mensch Internet hat und sich die geeigneten Futtersorten/Käfige im Internet bestellen kann. Und dann fehlt auch Beratung. Ja das Internet informiert natürlich viel besser. Tut es wirklich, wenn man weiss, wo man suchen muss. Aber was macht der Kunde, der von Tuten und Blasen KEINE Ahnung hat? Wo sucht der im Internet? Im Internet steht andersrum auch soviel Müll, weil einfach JEDER selbsternannte Experte meint, was sagen zu müssen! Woran erkenne ich, ob das Geschriebene der Wahrheit entspricht? Wo doch selbst die wirklichen Experten jeden Tag neue Sachen entdecken und sich uneinig sind?
Es ist noch gar nicht so lange her, da war ein 30cm Käfig für einen Hamster das Optimum. Heute wissen wir, dass ein Hamster sein natürliches Verhalten erst zeigt, wenn er ein min 2m² Gehege hat, mit Tunnelsystem (keine Hamsterröhre!) und sich dann max 1x pro Tag dazu herablässt, seinem Halter guten Tag zu wünschen, wenn dieser sich denn des nachts aufmacht, ihn zu besuchen. Jeder Hamsterhalter, der sagt, sein Hamster wäre zahm, hält seinen Hamster FALSCH! Ein Hamster wird nicht zahm, wenn er richtig gehalten wird!
Wo findet Onkel Fritz, der kein Internet hat, einen Ansprechpartner, wenn er ein Frettchen möchte? Und woher kriegt er ein Frettchen, wenn er doch keinen Züchter kennt? In den Tagesblättern stehen zu 99% keine Züchteranzeigen. Wie also an Informationen kommen? Wo Futter kaufen? Im Supermarkt, hauptsache billig? Klar, billig muss es sowieso sein, wissen wir ja schon. Zoohandlungen können ja wenigstens auf Anfrage Premiumutter bestellen. Die wenigsten Kunden tun das. Stattdessen wird genörgelt, weil alles so teuer ist.
Gut, dass wenigstens die bunten Joghurtdrops mit viel Zucker noch einigermassen günstig sind!
"Wie, ich soll viel Grünfutter füttern? Muss ich dazu etwa im Sommer in die Natur und Löwenzahn pflücken? Oder gar das Teure Grünzeug im Bioladen kaufen? Nein Trockenfutter ist doch völlg ausreichend, das macht Nachbar auch und dem seine Meersau ist immerhin schon 5 Jahre geworden! Im Internet steht ja auch, dass Meerschweine im Durchschnitt 6 Jahre werden!" (googlet doch mal nach Alter Meerschweinchen)
Komisch, bei meiner Bekannten sind die alle zwischen 8 und 13 Jahre alt (kranke Tiere nicht mitgerechnet), aber gut, nur im Internet findet man die Wahrheit.
Selbst wenn ich dem Kunden die Wahrheit sage (obwohl ich es eigentlich nicht darf, weil ja: ich darf dem Kunden mit Sicherheit NICHT erzählen, dass das bunte Zeug, dass ich verkaufe, eigentlich völlig schädlich ist und ich deshalb jeden Tag mit einem Bein auf der Strasse stehe, wenn ich es doch tue). Ich kann dem Kunden nur sagen, dass er alles in geringen Mengen füttern soll, was so schön bunt ist und die Tiere doch sooo gerne mögen.
Warum kaufen denn die Kunden veflixt nochmal nicht eins von den 7 Euro-Büchern, wenn sie die Wahrheit nicht von mir hören wollen? Da steht es doch drin! Klar sind selbst viele Bücher nicht ratsam, aber die Grundlagen stimmen wenigstens! Auch wenn wirklich nicht alles richtig ist, was da drin steht.
Sorry, dass ich mich jetzt mal hier ausgekotzt habe, aber so langsam kommt es einen wirklich hoch, wenn man jeden Tag, in jedem Forum, denselben Scheiss von irgenwelchen selbsternannten Tierschützern zu hören bekommt. Natürlich gibt es viele schwarze Schafe, viel zu viele. Aber letzendlich ist es der Kunde, der den Markt bestimmt. Da kann ich den Kunden beraten, soviel und solange ich will.