Bunnahabhain 12 Jahre - definitiv besser als der 12er von Tomatin, aber irgendwie ist das trotzdem nicht meiner - die Flasche wurde extra für mich frisch geöffnet, mir erschien er etwas zu alkoholisch. Vielleicht gönne ich mir irgendwann trotzdem mal eine Flasche.
Und genau das habe ich in den letzten Wochen mal gemacht, als dieser im Angebot war beim Hotte. Wieder einmal etwas für den Vorrat, aber ich bin mal gespannt, ob sich der Whisky im Langzeittest dann wirklich behaupten kann. Denn eine Erfahrung habe ich gemacht: Vom ersten bis zum letzten Schluck schmeckt ein Whisky einer 0,7-Liter-Aufüllung nur sehr selten gleich. Manchmal können sich sogar sehr große Unterschiede aufmachen, was einfach zum Beispiel mit einer gewissen Nachoxidierung zu erklären ist. Wenn mir ein frisch geöffneter Whisky sofort hervorragend schmeckt, baut er meistens mit der Zeit ab. Finde ich ihn am Anfang nichtssagend oder dezent furchtbar, gewinnt er mit der Zeit.
Letzteres war zuletzt beim Aberlour A'bunadh Batch 58 der Fall, den ich am 01.12. geöffnet habe. Der Ersteindruck: Schwierig, sehr schwierig. Durchweg hatte ich schwere Noten von Tabak, altem Leder und Gummi in der Nase sowie auch im Geschmack - doch so kannte ich den Batch 58 gar nicht, als ich ihn 2017 probiert hatte. Das war ein totaler Ausfall, der sich auch durch Beimengung von Wasser (was bei 61,1 % vol. Alkohol durchaus empfohlen ist) nicht beheben ließ.
Keine Woche später zeigte sich ein völlig anderes Bild. Hier war er auf einmal (ohne weitere Maßnahmen meinerseits, kein Lüften/Umfüllen etc.) wieder so wie in meiner Erinnerung. Einfach heftige Sherrynoten und mit hervorragend eingebundenen Alkoholnoten, die ich sogar im puren Zustand als sehr angenehm empfinde. Ein paar wenige Tropfen können da trotzdem nicht schaden. Qualitativ würde ich den A'bunadh (als NAS Whisky) tatsächlich sehr, sehr nahe am Aberlour 18 sortieren und sollte ich irgendwann mal wieder Whisky bestellen, wird eine neue Flasche (von einem neueren Batch - aktuell müsste #68 der neueste Batch sein) geordert.
Beim einer frisch geöffneten Flasche des Talisker 10 war ich anfangs auch massiv enttäuscht. Der war längst nicht mehr so gut wie die beiden Flaschen davor. Am Alter der Flasche (Abfüllung von 2017 oder evt. sogar noch eher) soll es eigentlich nicht liegen, denn der 2013er Distillers Edition war von Anfang bis Ende wirklich super und auch kein bisschen schlechter als der 2011er D.E., in den ich mich 2012 (also in einem frischen Zustand) verliebt hatte. Super PLV, daher habe ich einen 2020er direkt nachbestellt. Aber auch dieser betagte Talisker 10 findet nun langsam wieder dahin, wo er mal war: Feiner Rauch gepaart mit einer lockeren, leichten Trockenfruchtsüße und der markanten Pfeffrigkeit im Abgang. Letzteres hatte ich allerdings auch etwas stärker in Erinnerung...
Mit dem Laphroaig Lore habe ich einen weiteren NAS-Whisky geöffnet als "Nachfolger" der geleerten An Cuan Mòr, der ja ebenfalls ein NAS-Whisky ist (d.h. keine Altersangabe, da es ein Vatting aus verschieden alten Fässern ist, worunter eben auch recht junge Fässer fallen). Der An Cuan Mòr war schon ein ziemlich guter, ehrlicher Laphroaig, der mir fast so gut gefiel wie der Triple Wood. Der Lore hat in der ersten Probe einen noch besseren Eindruck hinterlassen und ist der bis dato beste Laphroaig, den ich probieren durfte (worunter 18er, 25er und 30er leider nicht zählen). Der Lore enthält zum Teil auch 15- oder 21-Jahre alten Malt und holt sich dadurch eine gewisse Komplexität, über die jüngeren Fässer (viele davon 7-9 Jahre) holt er sich den rauchigen Brennereicharakter und die Frische.
Als "Daily" (also Einsteigermalt, den man praktisch jederzeit trinken kann
) hatte ich im November noch den Aberlour 10 "geköpft", den ich als ziemlich solide werte. Als Kontrast zu den älteren oder stark nachgereiften Whiskys halte ich es gern so, auch mal einen simplen Malt (gern ein Speysider oder Highlander) zur Verfügung zu haben, der dich auf ein entspanntes, unangestrengtes Level bringt. Und der sozusagen auch noch im Sommer genießbar ist. Die Abfüllung stammt laut Prägedatum auch schon von August 2017, ist also auch schon etwas betagt. So langsam muss ich wohl erst einmal meinen Bestand reduzieren...
So ganz hat das leider nicht geklappt. Ich wollte eigentlich erst einmal keinen Whisky mehr kaufen, hinzu gekommen sind dieses Jahr allerdings Arran 21, Arran Amarone Cask Finish, Arran Sherry Cask Strength, Deanston 12 Un-Chill Filtered, wie erwähnt der Talisker Distillers Edition 2010/2020 und der Bunnabhain 12, noch mal ein Laphroaig Triple Wood und Talisker 10 zum guten Kurs, ein Caol Ila Distillers Edition 2007/2019 in schicker Geschenkbox und ein Macallan Double Cask 12 Jahre. Ich bin für einige Jahre nach dem Brexit bestens versorgt. 
Verabschiedet hat sich zumindest endlich mal der Glenfiddich Age of Discovery Madeira 19 Jahre, der sich nach annähernd einem Jahr im geöffneten Zustand am Ende das Urteil "gut" auf seine kunstvoll gestaltete Pappbox nageln lassen kann. Kein herausragender Malt, aber großartig hatte ich nichts daran auszusetzen und mit dem Alter wurde er auch immer noch ein kleines Stückchen besser. Ein feiner, dezenter Malt, dem etwas mehr als die 40 % vol. Alkohol aber sicherlich auch gut getan hätten. Etwas schade fand ich, dass die Flasche komplett schwarz und damit blickdicht ist. Daher konnte man den Füllstand immer nur schätzen...
Aktuell halte ich es ja so, dass nur 4-5 Flaschen gleichzeitig geöffnet sind, die nach Möglichkeit natürlich geschmacklich ziemlich abgrasen sollen. Sind die dann geleert, geht es mit dem Bestand weiter. So selten, wie ich trinke, halten die Flaschen jeweils dann aber auch ein Jahr oder länger.