Wir haben einen brutalen Arbeitnehmermarkt, das ist ein Fakt. Der Rest an Infos ist eine Mischung aus Wirtschaftsmeldungen, demographischem Wandel und ganz vielen Erfahrungswerten. Ob mittelständischer Handwerksbetrieb, der fast alles nehmen würde, das bei drei nicht auf dem Baum ist. Öffentlicher Dienst im Sekretariats-/IT- oder Ingenieursbereich. Ich könnte dir zig Beispiele nennen. Allen ist gemein, das es heißt: Wir finden einfach niemanden geeigneten, egal, wo und wie wir suchen. Und die Anforderungen sind mittlerweile so weit unten, dass es der Sau graust, wie man hier so schön sagt. Um den Bogen etwas BTT zu spannen: das ist doch der Grund für die Diskussion um die Teilzeit. Zumindest hier in Bayern gibt es Bestrebungen, die Möglichkeiten im ÖD zurückzufahren. Ist auch logisch: zu wenig Leute und zu viel Teilzeit, das passt nicht.
Im Ergebnis bleibe ich aber dabei. Wer will und kann und dabei gewisse Flexibilität in Sachen Tätigkeit und Region mit sich bringt, der findet was. Wer dann trotzdem auf der Strecke bleibt, ist ein Einzelfall. Das bedauere ich, aber da gibt es hier vielerorts auch Unterstützung und Hilfe, dass das nicht dauerhaft so bleiben muss.
Die letzte Frage ist klasse: mehr Allgemeinplätze gehen glaube ich nicht.
Wirtschaftlich größtenteils schwierig, hängt aber natürlich von Branche und Region ab. Mich interessiert es aus beruflichen Gründen, es betrifft mich aber privat nicht. Also eine sehr nichtssagende Aussage. In München und Umgebung extrem gut, 3-Zimmer-Wohnungen für 2.800 Euro monatlich warm in der Stadt sind sehr hart umkämpft mit Massenbesichtigungen. Was sagt uns das jetzt über die wirtschaftliche Lage? Natürlich vereinzelt schwierig, aber dem Gros hier geht es gut bis sehr gut. Und die Lage der Arbeitgeber kann ich nicht im Einzelnen beurteilen. Auch da: mich würde ein Wirtschaftswachstum im zweistelligen Prozentbereich sehr freuen für alle, die letztlich davon profitieren. Es schränkt mein persönliches Leben aber nicht ein, wenn dem nicht so ist. Die Entscheidung habe ich mit Ende 20 bewusst getroffen, da sind andere dem ganz großen Geld hinterher, die müssen dann eben mit den äusseren Einflüssen leben.
Es dreht sich immer wieder darum: feel free to leave. Wenn es anderswo besser, schöner, kultivierter, billiger, gepflegter (man setze hier beliebige weitere Adjektive ein) ist, dann bitte: Abfahrt. Und wer trotz der permanenten Jammerei hier bleibt, für den ist der Leidensdruck noch nicht groß genug.
Das ist unbequem und unangenehm und eckt sicher an, weil man sich in bestimmten Fällen damit auseinandersetzen muss, dass es nicht nur die äußeren Umstände sind, sondern man selbst ist, der verantwortlich ist. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass derjenige, der vor seiner eigenen Türe kehrt und durchzieht, am Ende belohnt wird. Wer das gesundheitlich oder aus anderen Gründen nicht kann, wird vom Sozialstaat aufgefangen.
Da lasse ich mich gerne als abgekoppelt bezeichnen, die jetzige persönliche Situation war nicht nur Glück, wie ein Lotto-Gewinn, sondern mit harter Arbeit verbunden. Und ich will die Lorbeeren nicht mit 67 ernten, wie viele andere, sondern jetzt damit anfangen. Ich weiß ja nicht, ob ich überhaupt 67 werde. Wer daran was ändern will, kann entsprechende Parteien wählen, die sich ggf. die Schweiz zum Vorbild nehmen, die das Berufsbeamtentum großenteils abgeschafft haben.
Bis dahin bin ich jeden Tag sehr dankbar, dass es das gibt und ich mit meiner Zeit einen kleinen Teil zum Allgemeinwohl beitragen darf.