Hat wohl wirklich was mit dem Alter zu tun, das meiner Generation der in den 70ern geborenen eine Welt erlebt mit einem Werte- und Schubladensystem das konsequent auf Wachstum, Erweiterung der Möglichkeiten, Expansion und Fortschritt ausgelegt war. Die Optionen zu Reisen, zu Essen, zu Leben, zu Arbeiten, zu Kommunizieren wuchsen ständig, die Bahn setzte auf den ICE, das Modem wurde zu ISDN und DSL, aus GPRS wurde EDGE, UMTS, LTE, aus Cassette wurde CD, Minidisk, und mp3. Aus dem aus dem lahmen Vorkammerdiesel wurde ein diekteinspritzender Drehmomentriese mit drei Turboladern für 6 Zylinder. Wir bekamen eine Währung für ganz Europa, brauchten keine Grenzkontrollen und keinen "D"-Aufkleber mehr. Das Handy kostete plötzlich im Urlaub kein Vermögen mehr und und und.
Wir erlebten Wachstum, Komfortsteigerung, Wohlstandssteigerung und Freiheit in fast jährlich steigendem Maß.
Die Generation nach uns wird (kann?) diesen Hoffnungs- und Erwartungsvollen Blick in die Zukunft nicht mehr haben. Wo ich mich noch vor 10 Jahren auf jede neue Gerätegeneration gefreut habe, jede IAA erwartet habe als Show der Möglichkeiten und der neuen Begehrlichkeiten, sitze ich jetzt da und bin erleichtert das nicht noch ein weiteres Verbot, eine weitere vorrauseilender Gehorsam, ein weiters Einknicken vor Zeitgeisterscheinungen mir meine Möglichkeiten nimmt: Meinen Staubsauger mit 2000 Watt, meinen Plasmafernseher, meine Class A Endstufe, meinen offenen Kamin, meinen V8, den zivilen Überschallflug, meinen Plastikstrohhalm und und und - Wo die Politik auch rückblickend mehr richtig als falsch gemacht hat, Gelegenheiten ergriffen hat (und damit meine ich nicht nur die deutsche Einheit, der Fall des Kommunismus, den Euro und Schengen) - dort dreuen aktuell nur Stagnation, Rückzugsgefechte und andere dunkle Wolken am Horizont und das fängt beim Tempolimit an, geht in den Atomausstieg und die Euroinflation aktuell und das Pandemiemanagment direkt zur drohenden Kriegsgefahr in Europa und der Aggression Russlands über und hört langfristig mit dem immer dominierenderen Verhalten Chinas noch nicht auf. Ich will nicht schwarz malen, aber es war ein Segen was damals möglich war. Wer es nie gekannt hat, kann es auch kaum vermissen.
Für unser deutsches Vaterland gilt hier (Frei nach Wolfgang Borchert):
"Es möchte Leuchtturm sein
in Nacht und Wind
für Dorsch und Stint
für jedes Boot
und ist doch selbst
ein Schiff in Not!"
Munter bleiben: Jan Henning