ZitatAlles anzeigenGeschrieben von FlyingDutchman
1. Einführung
Diese Einbauanleitung soll nur als Leitfaden dienen. Der Autor übernimmt keine Verantwortung für eventuelle Fehler, oder für etwaige Folgen, die aus dem Einbau gemäß dieser Anleitung hervorgehen.
Der Einbau einer E38-Armlehne in einen E39, obwohl im vorliegenden Fall überwiegend mit original-BMW-Teilen geschehen, ist von BMW nicht ausdrücklich genehmigt – der Einbau geschieht damit auf eigenes Risiko und ist nicht von einer etwaigen BMW-Garantie oder Gewährleistung gedeckt. Auch erlischen mit dem Umbau unter Umständen eventuelle Ansprüche aus dem Produkthaftungsgesetz gegenüber BMW, sofern solche Ansprüche sich aus dem Umgang mit, oder aus Folgen der Anwesenheit, der umgebauten Armlehne ergeben sollten.
Bevor Sie sich an die Arbeit machen, bitte ich Sie, die vollständige Anleitung sorgfältig zu lesen, um festzustellen, ob Sie die erforderlichen Arbeiten in eigener Regie, oder eventuell mit Hilfe von Freunden oder Experten, ausführen können.
1.1 Warum denn eine E38-Armlehne?
Die E39-Serie von BMW geizt förmlich mit Ablagen. Lediglich folgende Ablagen sind vorhanden:
- offenes Fach links der Lenksäule (rechts in Rechtslenkern)
- kleines, mit Rollo abschließbares Fach in der Mittelkonsole, vor der Armlehne
- Handschuhfach
- offene Ablage vor dem Schalt bzw. Wählhebel, dient gleichzeitig als Basis für die
- Dosenhalter
- Türablagen
- und, je nach Ausstattung:
- ein Fach unter der Armlehne (Kippbare oder Kipp/Verschiebbare Armlehne fungiert als Deckel)
- oder eine offene Ablage in der form einer schmalen Schale in der Armlehne (bei Telefonvorbereitung Standard) – dann ist die Armlehne nur verschiebbar, und der Raum unter der Armlehne ist während der Fahrt nicht erreichbar. Hier sollen nämlich bei eingebautem BMW-Telefon die Kabel verlaufen.Diese Ablagen sind, im Vergleich mit Autos anderer Hersteller, relativ gering an der Zahl und klein – das war denn auch mein erster Gedanke, als ich von meinem vorigen Auto in den BMW umstieg.
Dann hatte ich die Gelegenheit, mir die Armlehne in einem 7er BMW der E38-Serie genauer anzuschauen. Diese hat bekanntlich je nach Ausstattung ein Fach mit großem Deckel, oder zwei mit je einem schmalen Deckel, die beidseitig einer Telefonschale angeordnet sind. Eine schnelle Messung der Außenmaße ergab, dass diese Armlehne genauso breit ist wie die des E39, aber etwas länger und höher.
Außenmaße der Armlehne:
- E39 (Telefonvorbereitung)
- Länge: 270 mm
- größte Breite: 210 mm
- Breite Basis: 190 mm
- Höhe: 45 mm
- E38
- Länge: 305 mm
- größte Breite: 210 mm
- Breite Basis: 190 mm
- Höhe: 65 mmUnd so reifte bei mir der Gedanke, dass ich diese Armlehne möglicherweise in den E39 einbauen könnte. Dann hatte ich die Gelegenheit, mir eine E39-Armlehne in der Schiebe/Kippvariante anzusehen. Diese, so stellte sich heraus, hat eine relativ flache Basisplatte (mit Schiebemechanismus und Scharnier) und wird nur an der Hinterseite an die Konsole fixiert, wodurch das Fach unter der Armlehne erreichbar wird. Damit sollte es gehen, unter Weiterverwendung fast aller Teile.
Damit ergab sich dann noch ein Problem: wie lasse ich die E38-Armlehne an dieser Basis anschließen, die ja ein gutes Stück kürzer ist (noch etwas kürzer als die Variante der Telefonvorbereitung)? Außerdem ist die E38-Armlehne unten nicht ganz flach, es ragen nämlich bei geschlossenem Deckel die Scharnierarme des Deckels oder der Deckel unten heraus, über etwa 10 mm. Also musste eine Zwischenkonstruktion her. Nach langem überlegen habe ich mich dann für einen 15 mm dicken Holzrahmen und zwei Verbindungs-Zwischenplatten entschieden. Dieser Umbau auf der Grundlage der Schiebe-Kipp-Variante der E39-Armlehnen-Basis, den ich selber ausgeführt habe, wird im nachfolgenden als Variante A bezeichnet.
Interessehalber habe ich dann noch untersucht, ob derselbe Umbau mit der Nur-Schiebe-Variante der E39-Armlehne möglich ist, wodurch ein Original-Festeinbau-Telefon von BMW (weiter-)verwendet werden kann, das Fach unter der Armlehne jedoch nicht erreichbar ist. Diesen Umbau habe ich selbst nicht vorgenommen, aber ich meine, nach mehreren Messungen und Probe-Zusammenbauen, dass dies ohne größere Probleme machbar sein müsste. Diese Variante des Umbaus heißt Variante B.
1.2 Nachteile
Die Nachteile dieser Konstruktion sollen nicht verschwiegen werden:
- Die E38-Armlehne ist 2 cm höher als die des E39, darüber hinaus muss die Zwischenplatte 15 mm stark werden. Dies ist eventuell nur ohne Komfort- oder Sicherheitseinbußen möglich, wenn der Fahrer, wie ich, relativ hoch sitzt und nicht zu lange Oberarme hat, und/oder wenn es sich beim Auto um eines mit Automatikgetriebe handelt. Sonst könnte die Lehne dem Fahrer unter Umständen beim Schalten im Weg sein.
- Die E38-Armlehne ist 35 mm länger als die des E39 (in der Variante für die Telefonvorbereitung). Bei Beibehaltung der Verschiebbarkeit der Armlehne muss vermieden werden, dass die neue Armlehne im voll ausgefahrenen Zustand zu weit nach vorne ragt und somit die Bedienung von Schalt/Wählhebel, Handbremshebel oder Warnblinkschalter beeinträchtigen könnte. Dies erfordert zusätzliche Maßnahmen zur Begrenzung der Verschiebbarkeit.
- Die Konstruktion ist, wegen der Verwendung einer größeren Armlehne (mehr Hebelwirkung) und der Fixierung mit dem Scharnier hinten, etwas weniger stabil, insbesondere bei gekippter Lehne. Dies gilt nur bei Variante A.
- Die Konstruktion ist aufwändig.
- Sowohl die Ein-Fach-Variante der E38-Armlehne, als auch die für den Telefoneinbau vorgesehene Variante mit zwei seitlichen Fächern, können im Prinzip verwendet werden, allerdings ist bei Variante A bei tatsächlicher Verwendung eines BMW-Telefons die Kabelverlegung wegen der geschlossen Bauart der zu verwendenden E39-Basisplatte sehr problematisch. Variante A ist daher bei einzubauendem BMW-Original-Telefon nicht zu empfehlen. Die bei BMW erhältliche schwarze offene Ablageschale für diese Armlehne kann allerdings problemlos anstelle des Telefons montiert werden.
- Falls ein BMW-Telefon an der original vorgesehenen Stelle angebracht werden soll, geht dies ohne Einschränkungen nur bei Variante B.
1.3 Vorteile
Die Vorteile liegen aber auf der Hand:
- Mehr Stauraum. Das Fach oder die Fächer in der Lehne kommen hinzu, und gegenüber der Nur-Schiebe-Variante der E39-Lehne ist beim Umbau gemäß Variante A nunmehr auch das Fach unter der Armlehne erreichbar.
- Ästhetik. Die E38-Lehnen sind alle aus echtem Leder, die meisten E39-Lehnen sind aus Kunstleder (die echt-ledernen kosten gehörig extra).
- Komfort. Die etwas höher angebrachte E38-Lehne (etwa 35 mm) kann unter Umständen besser den Unterarm unterstützen und zur Entspannung beitragen. Auch sind diese Lehnen etwas sanfter gepolstert als die E39-Lehnen aus Kunstleder.
- Die Arretierung der E38-Armlehne in Zwischenpositionen, wie sie im Fall der Verwendung der Armlehne mit dem Original-E38-Schiebemechanismus besteht, kann optional auch im E39 verwirklicht werden. Somit entfällt die manchmal auftretende störende eigenständige Verstellung der E39-Armlehne.
Fazit
Jeder muss für sich entscheiden, ob die Vorteile über die Nachteile überwiegen, und ob er den Aufwand nicht scheut. Diese Anleitung sollte zumindest bei dieser Entscheidung helfen.
2. Optionen und benötigte Teile
Die nachfolgende Anleitung bezieht sich im Detail auf den Einbau einer E38-Armlehne gemäß Variante A, und zwar unter Beibehaltung der Zwischenrastfunktion (Option I). Die beschriebene Optik ist die, die ich verwendet habe, nämlich mit dem Originaldekor des Autos möglichst nachempfundenem Holzdekor (gebeiztes und lackiertes Holzfurnier). Vereinfachungen sind möglich. So kann die Zwischenrastfunktion entfallen (Option II); hierbei sollte aber die von der Basisplatte vorgegebene Verschiebbarkeit anderweitig begrenzt werden. Dem Dekor des Holzrahmens sind im Prinzip keine Grenzen gesetzt, obwohl eine allzu große Abweichung vom BMW-eigenen Design natürlich vermieden werden sollte. Jedenfalls ist z.B. die einfache Lackierung des Holzrahmens mit Glanz- oder Mattlack, oder die Bespannung mit Leder (erhältlich bei BMW oder beim gut ausgerüsteten Sattler) ohne weiteres möglich. Variante B wird nur grob umrissen - Details überlasse ich der Fantasie.
Benötigt werden:
Variante A:
- Schiebe/Kipp-Armlehne für E39. Die Farbe des Armlehnenpolsters ist egal, denn eigentlich wird alles, außer dem Armlehnenpolster selbst, gebraucht. Dabei sein sollten die Basisplatte, die schwarze Abdeckplatte aus Plastik, die als Anschluss zwischen Basisplatte und Armlehnenpolster dient, und die 4 Befestigungsschrauben (mit Torx-Schlüssel T20 zu befestigen), sowie die 2 runden schwarzen Stöpsel und die Schale für unter der Armlehne (mit Magnetverschluss).
- 14 Unterlegscheiben Innendurchmesser 5 mm, Stärke 1 mm
- Zwei M4-Mutter (selbstsichernd und/oder mit passenden Unterlegscheiben) zur Befestigung der fertigen Armlehne an die Konsole.
- Abdeckplatten, siehe Abschnitt 4 unten (Teile H und V)
Variante B (voraussichtlich):
- Nur-Schiebe-Armlehne für E39, d.h. die aus der Telefonvorbereitung. Die Farbe des Armlehnenpolsters ist egal, denn eigentlich wird alles, außer dem Armlehnenpolster selbst, gebraucht. Dabei sein sollten die Basisplatte, und die 4 Befestigungsschrauben (mit Torx-Schlüssel T20 zu befestigen).
- 12 oder 16 Unterlegscheiben Innendurchmesser 5 mm, Stärke 1 mm
- Metallplatten zum untereinander verbinden von Holzrahmen und Zwischenplatten (siehe Abschnitt 6.2 unten)
- Abdeckplatten je nach Bedarf
Beide Varianten:
- Armlehne für E38 in der gewünschten Farbe. Bitte beachten: die Armlehne mit der Aussparung für ein BMW-Telefon und für die Ejectbox kann bei Variante A verwendet werden, ist wegen der flachen, geschlossenen Basisplatte jedoch nur empfehlenswert ohne eingebautes Telefon bzw. Ejectbox. Statt eines Telefons kann man eine bei BMW erhältliche offene Ablageschale einbauen. Bei Einbau eines Telefons bzw. einer Ejectbox ist nur Variante B empfehlenswert.
- Zwei Kreuzschlitz-Schrauben zur Befestigung der fertigen Armlehne an die Konsole.
- Nur Option I: Rastschiene aus schwarzem Plastik, gehörend zum E38-Schiebemechanismus; Holz-Zwischenplatte (P, siehe Abschnitt 4 unten); zwei Gewinde-schneidende Schrauben etwa 2,5 mm dick (Außendurchmesser des Gewindes), 18 mm lang.
- Nur Option II: Teile zur Begrenzung der Verschiebung der Armlehne auf ein die Sicherheit nicht gefährdendes Maß. Hierzu zählt z.B. eine mit einer Schraube auf dem „festen“ (bzw. nur scharnierenden) Teil der Basisplatte fixierte Hülse aus Metall, die mit auf dem verschiebbaren Teil der Basisplatte fixierte Gegenhülsen oder dgl. Zusammenarbeitet, bei Variante A eventuell stattdessen mit einem Schlitz, der in der Plastik-Abdeckplatte eingearbeitet wird.
Für alle Varianten/Optionen:
- Holzrahmen als Abstandhalter und Dekorfläche (siehe Abschnitt 3 unten)
- Zwei Holzplatten (LI bzw. LII, und R, siehe Abschnitt 4 unten)
- 6 Holzschrauben, Dicke 2,5 bis 3 mm (inkl. Gewinde), gekürzt auf 9 mm.
3. Der Holzrahmen
3.1 Rohschnitt
Zweckmäßig ist es, diesen aus dichter Holzfaserplatte herzustellen. Dieses Material eignet sich gut zur weiteren Bearbeitung und Lackierung. Da ich nicht über eine Kreissäge verfüge, habe ich das Herstellen des Rohschnitts des Rahmens einem Fachmann überlassen. Die Maße entnehmen Sie bitte der Zeichnung in Figur 2.
3.2 Abschliff
Die E38-Armlehne läuft am hinteren Teil stärker, vorne leicht, zu, ist an den Ecken abgerundet und besitzt einen Ausschnitt für den Arretierknopf. Der Roh-Rahmen muss der Kontur der neuen Armlehne angepasst werden. Dies geschieht am einfachsten durch Abzeichnen anhand der Armlehne, dann durch Abschleifen mit einem Bandschleifer und Holzfeilen. Die Fotoserie auf den nächsten Seiten zeigt beide Schritte und das Ergebnis. Am zukünftigen vorderen Ende wird unten eine schräge Fläche abgeschliffen. Kanten werden ebenso leicht abgerundet.
Beachten Sie bitte, dass an der Innenseite ein weiterer Abschliff erforderlich ist. Hier findet beim Zusammenbau der mit dem Arretierknopf zusammenwirkenden Stahlhebel Platz.
In meinem Beispiel, in den Fotos noch nicht sichtbar, wird von den zukünftigen Seitenflächen ein Teil noch etwa 0,5 mm eingeschliffen (zwischen den schrägen Strichen in Figur 4). Hier findet später das Furnier Platz, oder kann ersatzweise etwa Leder aufgeklebt werden. An Stellen, wo Furnier über eine Kante gebogen werden soll, ist zudem eine stärkere Abrundung (mindestens r >= 3mm) einzuschleifen.
Figur 1: Roh-Rahmen Oberseite – es sind die Abzeichnungen für Abrundungen und für den Ausschnitt des Arretierknopfes sichtbar.
[pIMG]e39/armlehne/k01.jpg[/pIMG]
Figur 2: Maße des Holzrahmens – Rohschnitt
(angegebener Maßstab kann abweichen)
[pIMG]e39/armlehne/k02.jpg[/pIMG]
Figur 3: Roh-Rahmen, Unterseite - es sind Abzeichnungen sichtbar für die Abschrägung, sowie für den Ausschliff für den Arretierhebel. Die weitere Konturenabzeichnung gibt die künftige Lage des schwarzen Plastik-Abdeckteils der E39-Armlehne wieder – beachte hier den Abstand hinten.
[pIMG]e39/armlehne/k03.jpg&farbe=hb[/pIMG]
Figur 4: Der fast fertig geschliffene Holzrahmen, mit einigen der verwendeten Werkzeuge
[pIMG]e39/armlehne/k04.jpg&farbe=hb[/pIMG]
3.3 Grundierung und Lackierung
In meinem Beispiel gilt das Beschriebene nur für die Teile, die später nicht mit Holzfurnier oder etwa mit Leder bedeckt werden. Bei Entfall des Holzfurniers bzw. aufgeklebten Leders kann die beschriebene Arbeitsweise natürlich für den ganzen Rahmen angewendet werden.
- Grundieren: mit Spraydose. Einige dünne Schichten, jeweils gut trocknen lassen, eventuell zwischendurch mit 120er, zuletzt mit 300er Schleifpapier abschleifen, sodass eine leicht raue Oberfläche entsteht.
- Lackieren mit schwarzem Spraylack, matt. Dünne Schichten, zwischendurch gut trocknen lassen (minimal 12 Std.), bis Abdeckung hergestellt ist. Drei Schichten genügen meistens.
- Schutzlack, matt und/oder glänzend. Je nach Bedarf mehrere dünne Schichten, zwischendurch gut trocknen lassen (minimal 24 Std.). Dieser letzte Schritt, falls mit Glanzlack ausgeführt, kann mit den letzten Schichten des Schutzlackes von eventuell angebrachtem Holzfurnier zusammenfallen (siehe nächsten Abschnitt), damit eventuelle störende Übergänge gefüllt und somit entfernt werden.
3.4 Holzfurnier bearbeiten
Das Nachfolgende wird nur für den Fall gebraucht, dass der Holzrahmen mit Furnier versehen werden sollte. Dieser Abschnitt kann bei einfacherer Gestaltung des Dekors des Holzrahmens (z.B. einfache Lackierung – hier bietet sich in Wagen mit Sportpaket und dazugehörigem Zwei-Farben-Dekor der Holzstreifen im Armaturenbrett, also z.B. Ahorn/Schwarz, die Lackierung in schwarz mit anschließender Versiegelung mit Klarlack an; alternativ bietet sich Lederbespannung an) entfallen.
Diese Phase ist die meist problematische, und der Autor bittet um Verständnis, dass das hier beschriebene möglicherweise nicht die meist geeigneten, oder auch fachmännisch einwandfreie, Verarbeitungsschritte darstellt.
Vorbereitung der Beizfarbe: die für das Furnier gemeinte Beizfarbe muss durch Ausprobieren herausgefunden werden. Dazu schneidet man Teststreifen aus dem Furnier(man sollte reichlich Furnier beschaffen!), und beizt dies mit der gewählten Beizfarbe, wonach einige Schichten Sprühlack darüber kommen. Dann vergleicht man das Ergebnis mit der Wunschfarbe. Abweichungen werden durch Beimischen von anderen Beizfarben gekontert, wonach wieder ein neuer Teststreifen gebeizt und lackiert wird, usw. Eine etwas milchige Anmutung (z.B. bei zu intensiver Färbung) erreicht man durch Beimischen von ein Paar Tropfen Weißpigment, eventuell mit grau oder schwarz neutralisiert.
Bei meinem Beispiel, wo das Furnier aus relativ hellem, leicht rötlichem Vavona besteht, war die Haupt-Beizfarbe violett, mit dazu ein wenig schwarz, dunkelgrau, und zuletzt Weißpigment. Das Resultat ist nicht schlecht, die Farbe ist fast genau zwischen der Konsolen-Holzfarbe (wohl Vavona) und die der Zierstreifen auf dem Armaturenbrett (Ahorn) gelegen.
Das Furnier sollte einen Großteil der Seitenflächen abdecken, bis zu abgeschrägten Begrenzungen vorne und hinten am Holzrahmen. Dies klingt einfach: abzeichnen und mit einem sehr scharfen Bastelmesser abschneiden, dann aufkleben, und gut ist’s. Aber...
Beim Furnier haben mich zwei Sachen überrascht. Erstens muss man das Furnier bekanntermaßen in nassem Zustand biegen, denn trocken ist es zu brüchig. Problematisch ist dann allerdings, dass das Furnier unter Nässe-Einwirkung in der Länge wächst (in eine bestimmte Richtung, in andere Richtungen viel weniger), und beim Trocknen fast, aber nicht ganz, auf die ursprüngliche Größe zurückschrumpft. Nicht nur, dass man das erst mal mit einem Teststreifen ausprobieren muss, eventuell extrapoliert auf die gewünschte Länge, um diese genau zu treffen – zusätzlich wird damit das formschlüssige Trocknen in Einbauposition ein größeres Problem, da der Platz, der für das Furnier vorgesehen war, durch den Einschliff begrenzt war. Das Biegen und Trocknen habe ich also in jeweils zwei Etappen gemacht, jedes Ende einmal (wobei das nasse Furnier dann an der anderen Seite über die Begrenzung, das heißt den Rand des Einschliffs, überstand). Das Resultat war dann auch nicht perfekt, denn das Furnier war nicht komplett glatt, sondern hat nach dem Trocknen – trotz Festbinden mit Einpackband während des Trocknens - einige Wellen und Unebenheiten gezeigt. Zusätzlich ist die Verklebung nicht ganz glatt verlaufen. Der Zwei-Komponenten-Kleber hat sich nicht, wie gehofft, unter dem Druck des Einpackbandes gleichmäßig verteilt – der Druck war wohl nicht hoch genug und nicht gleichmäßig genug Verteilt.
Zu diesen Problemen gibt es im Nachhinein einige theoretische Lösungen, die allerdings dermaßen Aufwändig sind, dass sie in der Privat-Praxis wohl kaum machbar sind. So wäre etwa eine Hohlform herzustellen, die genauestens die Kontur des Furniers in dessen künftigen Einbaulage folgt. Eine poröse Gegenform ist für die Innenseite herzustellen. Man benetzt das Furnier, und legt es in die Hohlform, dann bringt man die Gegenform auf der Innenseite des gebogenen Furniers unter leichtem Druck an. Zum Trocknen bläst man heiße Luft hinein. Ich habe dies nicht probiert, aber wer es versuchen will, den bitte ich darüber zu berichten.
Nach dem Trocknen und dem Aufkleben kann das Furnier mit der vorbereiteten Beize gebeizt werden. Meistens ist eine Schicht genug – diese sollte jedoch nicht zu dick sein, um die Holzmaserung gut zur Geltung kommen zu lassen. Gut trocknen lassen, und dann fängt das Lackieren an. Wegen der leichten Unebenheiten hat es sich in meinem Fall bewährt, viele Schichten aufzutragen. Diese Schichten müssen unbedingt dünn sein und nur auf vorher gut ausgehärtete (minimal 12 Stunden an der frischen Luft) frühere Schichten aufgesprüht werden – Nicht-Beachtung dieser Regel führt oft zu Gasbläschen im sich trocknenden Lack, oder zu Hängern und Tropfen. Auch empfiehlt es sich nicht, draußen bei Temperaturen unter 15 Grad zu sprühen – die kleinen Tröpfchen aus der Sprühdose kühlen sehr schnell ab und verursachen eine matte Oberfläche. Denselben ungewollten Effekt erzielt man durch Sprühen im Wind. Eine matte Oberfläche lässt sich allerdings wieder beleben, indem man noch eine dünne Schicht darüber sprüht. Insgesamt habe ich etwa 15-16 Schichten Klarlack gebraucht. An der Vorderseite des Holzrahmens, beim Arretierknopf, habe ich das (nicht furnierte) Holz schwarz lackiert, und dann mit mattem Klarlack versiegelt. Hinten auch schwarz, mit glänzendem Klarlack darüber (die letzte Schicht dieses Lacks war gleichzeitig auch die letzte Schicht des Lacks über dem Furnier – dies hat die letzten hässlichen Übergänge kaschiert).
Fortsetzung im folgenden Posting