Die IHKA im E36 zeigt nach einigen Jahren sporadische Total(!)ausfälle. Dabei lassen die verschiedenen Begleitumstände meistens keine direkten Rückschlüsse auf mögliche Fehlerursachen zu. Abgesehen von diesen Totalausfällen arbeitet sie jedoch absolut korrekt. Das heißt, sämtliche Regelfunktionen (Temperatur, Gebläsestufe) und Tasten sind funktionstüchtig.
Auftretende Fehler, bei denen der Ist-Zustand am Steuergerät (eingestellte Temperatur/Gebläsestufe, Tastenfunktionen) nicht mit dem zu erwartenden Soll-Zustand übereinstimmt (Fehlerbild z.B. Heizung ständig auf Maximum, Gebläse am oberen Anschlag etc.), sind hier beschrieben.
Der obligatorische Hinweis:
Die hier beschriebene Reparatur ist an sich nicht schwierig (Austausch eines Kondensators). Da die Klimasteuerung aber ein elektronisches Steuergerät ist, welches unter Umständen empfindlich reagiert, sollte sie
- nicht Gegenstand eines Pilotprojektes zum Thema Löten sein und
- ein möglicher endgültiger Totalverlust vorher mit einkalkuliert werden. Kostenpunkt ca. 250Euro.
Symptome des Fehlers:
- plötzlicher Neustart mit den abgespeicherten Werten, identisch mit dem Abläufen nach "Zündung ein"
- Ausfall des LCD-Displays (nur noch sehr schwache Beleuchtung), die LEDs in den Tasten leuchten normal, die Tasten selbst sind aber funktionslos
Entweder verbleibt die Klimasteuerung in diesem Zustand oder nach einem unbestimmten Zeitraum erfolgt ein Neustart. Ein leichtes Wackeln am großen Kabelbaum samt blauem Stecker/Buchse der IHKA führt meistens zu einer Wiederbelebung und lässt auf einen Wackelkontakt/Kabelbruch/kalte Lötstelle schließen.
Benötigte Werkzeuge:
- Lötequipment: Lötkolben ca.40W mit spitzem Löteinsatz, Zinn, säurefreies Flußmittel (Kolophonium)
- größerer flacher Uhrmacher-Schraubendreher
- Multimeter mit Kapazitätsmessbereich (nicht zwingend notwendig, hilft aber diesen Fehler eindeutig zu identifizieren)
Benötigtes Bauteil:
Kondensator, um die originale Kapazität wiederherzustellen (u.U. von der HW-Revision abhängig!)
Der Bereich lag bei dem u.g. Steuerteil zwischen 470nF und 1µF. Das kann nur ein Richtwert sein, deshalb unbedingt nachprüfen! Empfehlenswert sind ungepolte SMD-Kondensatoren, ansonsten auf Polung achten.
Daten des Steuerteiles Bj. 95-96 vom Aufkleber:
Teile-Nr: 6411 8 361 836
Haupt-LP: HW = D / SW = 41
Front-LP: HW = D
Das Problem betrifft aber auch alle anderen Versionen des Steuergerätes. Position und Bezeichnung des Kondensators ist dabei gleich.
Ausbau des Steuerteiles:
Es sind eigentlich keine Werkzeuge zum Hebeln etc. und Gewalt notwendig!
Der BC ist oben und unten, die Klimasteuerung nur seitlich geclipst.
- einen Finger in das mittige Loch in der Ablage unter dem BC stecken und die Arretierungsnase des BC ertasten
- Nase leicht nach oben und gleichzeitig den BC nach vorn drücken
- um die oberen 3 Nasen des BC auszuclipsen, diesen auf der gesamten Breite hinter der Blende gefühlvoll nach unten/vorne drücken
- BC herausnehmen und ablegen, Kabel können dranbleiben
- in den BC-Schacht fassen und die Rückseite der Klimasteuerung ertasten
- Daumen an der jeweiligen Außen-Seite der Mittelkonsole abstützen und dezenten Druck nach vorne ausüben
- Klimasteuerung nach vorn herausnehmen und überprüfen, dass die Kabel keine Brüche aufweisen
- 3-pol. Kabel mit Schraubendreher an den Stecker-Nasen (blau/schwarz) heraushebeln, sitzen anfangs etwas straff
- Arretierungshebel des blauen Steckers lösen (vorher Nase vorm Hebel runterdrücken)
Zerlegen des Steuerteiles:
- 6 Schrauben lösen, 4x seitlich / 2x am Lüfter
- Lüfter abnehmen und Stecker herausziehen
- mittige Arretierungen der Frontblende erst unten, dann oben lösen und Blende abnehmen
- zwischen LCD-Display und Gehäuse-Oberseite fassen und Oberseite leicht wegbiegen, damit die Front-LP nach vorne herausgeklappt werden kann (2x oben, 1x unten geclipst)
- jetzt muss man vorsichtig die 2 Nasen der LP rechts und links aus ihrer Arretierung hebeln und gleichzeitig die LP nach vorne drücken
- wenn man die LP rausbekommen hat, sollte man mit einem Cutter-Messer diese seitlichen 2 Nasen an der LP abtragen, damit es beim nächsten mal leichter geht
Fehlersuche/Fehlerbehebung:
Folgende Bilder dienen der Orientierung auf der LP:
Bild 1
Bild 2
Bild 3
Der gesuchte blaue Kondensator (C51) befindet sich direkt neben dem blauen Stecker.
Es wird vorausgesetzt, dass der Schaltkreis daneben (14 oder 20-pol-SMD-IC) die Bezeichnung TLE4263 trägt. Sollte dies nicht der Fall sein, liegt eine andere HW-Revision vor und zusätzliche Recherchen sind notwendig!
- versuchen, die Kapa-Kennzeichnung des Kondensators zu ermitteln (Bsp: 104 == 100000 pF = 100nF; 474 == 470nF; 105 == 1000000pF = 1µF)
- mit Spiritus den Lack anlösen und die potentiellen Lötstellen auf der Unterseite freilegen
- mit dem Multimeter direkt am Kondensator seine Kapazität ermitteln
- diese sollte im Bereich des ausgewiesenen Wertes liegen (u.U. von der HW-Revision abhängig!)
- bei Zweifel Pins nachlöten und nochmal messen, ansonsten komplett auslöten und separat messen
- bei größeren Abweichungen nach unten (>10%) bestätigt sich der Fehlerverdacht
- wenn man sich das Auslöten ersparen will, kann man parallel zum vorhandenen einen weiteren Kondensator (ggf. Polung beachten) einlöten, um die notwendige Gesamtkapazität wieder zu erreichen
Anmerkung zur Kapazität:
Im vorliegenden Steuergerät hatte C51 einen Wert von 424nF (nach 6 Jahren Betrieb, ->470nF Standardwert). Das war relativ eindeutig. Der Ersatzkondensator hat 2,2µF. Es sollte aber auch 1µF reichen.
Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass der Kondensator bei anderen HW-Revisionen zu knapp bemessen ist und die Symptome auch auftreten, wenn der Kondensator scheinbar okay ist. Deshalb sollte man versuchen, mit dem 1,5 bis 2fachen angegebenen Wert diese Fehlerquelle auszuschließen. Man beeinflusst aber die Reset-Zeit des Steuergerätes bei "Zündung an", so dass man hier nicht übertreiben sollte.
Zusammenbau:
Vor dem Zusammenbau sollte man am Auto testen ob der gewünschte Erfolg eintritt.
Ansonsten erfolgt der Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge.
Technischer Hintergrund:
Die Betriebsspannung von 5V wird im Steuergerät mit einem Siemens IC TLE4263 (HW-Revision D) erzeugt. Um Prozessoren aus einem Software-Fehlerzustand befreien zu können, existieren sogenannte Watchdog-Schaltungen. Im Steuergerät ist dies so gelöst, daß der Prozessor kontinuierlich ein WD-Signal generiert und der TLE4263 dieses auswertet. Bleibt es nach einer definierten Zeit aus, erfolgt ein Reset des Prozessors. Ein vermeintliches Ausbleiben des WD-Signals kann aber auch durch eine leichte, im Normalfall tolerierbare Verzögerung entstehen.
Die Zeitspanne vor einem Reset wird durch den Kondensator C51 bestimmt. Verringert sich seine Kapazität, verkürzt sich die Zeitkonstante, nach deren Ablauf der Reset ausgelöst wird.
Wird diese Zeitspanne kürzer als das WD-Signal vom Prozessor, wird der ständig im Reset gehalten. Die IHKA friert praktisch ein.
Es ist also kein Fehler in den Regelungsmechanismen der Klimaanlage selbst vorhanden (Klimaprozessor, Temperaturfühler, Klappensteuerung, Gebläse, Kompessor etc.), sondern "nur" ein Fehlalarm des Watchdogs.
Geschrieben von Schleicher
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