Moin, erst einmal vorneweg: Ich kann jeden verstehen, der den VW-Konzern boykottiert - vor allem nach dem Dieselskandal.
Dennoch sind bei mir gewisse Sympathien vorhanden für einzelne Modelle des Konzerns. Es handelt sich um 'German Engineering' mit an und für sich guter Technik (zumindest bei kurzfristiger Nutzung, wie es bei mir der Fall ist) und sehr guten Allround-Eigenschaften. Die grundsolide Bedienarchitektur gibt es auch bei der spanischen Tochter Seat. Dort wird das Ganze aber noch mit schärferem Design und sportlicherer Fahrwerksabstimmung nachgewürzt - und das sogar zu einem günstigeren Preis. Die Reise führte mich nach zwei tapferen, zuverlässigen Ibiza FR unverhofft und doch freudig erwartet zur scharfen Ausbaustufe des auslaufenden Leon. Dass es für mich ein Leon wird, war relativ zeitig klar - nur welches Modell? Der 1.5 TSI wie im Ibiza, nur eben mit trockenem 7-Gang-DSG? Okay, das wäre vernünftig und gewohnt. Statt des DSG mit Trockenkupplung hätte ich bei dieser moderaten Leistung dennoch lieber den Handschalter. Der 2.0 TSI mit 190 PS und nassem 7-Gang-DSG wurde leider schon etwas eher aus dem Programm genommen. Aber der Cupra hat ja auch den 2.0 TSI, daher ist das die Alternative.
Der Cupra bringt weitere Features mit, die beim Design längst noch nicht aufhören. Die ganze Abstimmung ist nochmals sportlicher. So gibt es bei diesem Modell eine spezielle Ansicht im Virtual Cockpit sowie die Entstellmöglichkeit 'Cupra' im Individualmodus. Beim Cupra-Modus ist alles auf Angriff gestellt und dann grummelt es auch aus den Lautsprechern. Tja, viel Klang kommt eben nicht mehr, dann wird es einfach künstlich in den Innenraum eingespielt. Das muss man aber nicht haben...
Ausstattungshighlight sind für mich die Alcantara-Schalensitze. Die heißen nur so. Richtige Schalensitze sind es nicht, da drückt also nichts und der Komfort überwiegt. Sind sie aber einfach nett anzusehen, fühlen sich gut an und sind hochwertig verarbeitet. Wie beim Ibiza auch sind folgende Extras verbaut: Panoramaglasdach, ACC, Navigationssystem, Beats Audio System, PDC mit Rückfahrkamera, Scheibentönung, Keyless-Go und so weiter. Näheres dazu dann in der Userpage. Aufgeschnallt wurden 19"-Aluräder vom ST 300 Carbon Edition, die mir durchaus gefallen. Das zuletzt verwendete Cupra-Serienfelgendesign finde ich ja eher langweilig.
Die kupfernen Logos, die mit dem letzten Modelljahr eingeführt wurden und die neue Leitfarbe der neu geschaffenen Marke CUPRA darstellen, fand ich immer sehr gewöhnungsbedürftig. Aber wenn er dann so vor dir steht, gewöhnt man sich plötzlich daran. Jetzt gefällt es mir sogar. Sogar der Fahrzeugschlüssel hat das kupferne Logo erhalten - so viel also zur Detailliebe.
Weitere Highlights: DCC - das adaptive Dämpfersystem mit weiter Spreizung von konfortabel ('Comfort') bis knackig ('Cupra'). Für jede Lage gerüstet. Mich erstaunt es, wie komfortabel und gelassen sich der Cupra trotz der 19-Zöller fährt. Das DSG leistet dazu auch seinen Beitrag. Im Individualmodus habe ich mir den Motor direkt mal auf 'Eco' gestellt und dann kann das Getriebe von 20 bis 130 km/h gelassen segeln. Damit drückt man den Verbrauch ungefähr auf die Werksangabe von NEFZ 6,5 l/100 km bzw. leicht darunter. In der Einfahrphase muss ich es ja noch behutsam angehen. Hoffentlich ist diese bald vorbei. Ich kann aber jetzt schon sagen, dass ich mit dem DSG gut zurecht komme. Ich muss einzig und allein beim Abstellen immer daran denken, in P zu schalten. Vielleicht begreife ich das irgendwann...
Das digitale Cockpit hält vier verschiedene Stile bereit und lässt sich weiter im Detail einrichten - zum Beispiel mit Navikarte. Auch eine Ansicht mit zwei normalen Rundinstrumenten ist integriert. Einziger Kritikpunkt hier: Für das Zurücksetzen des Tageskilometerzählers muss ich ins Fahrzeug-Menü. Umständlich. Bei den analogen Anzeigen gab es dafür noch eine Taste unter der Instrumentenkombination. Das Bediensystem des Ibiza fand ich insgesamt schon besser, da es für den Karten-Zoom ein Rädchen gab und für die Menüs praktische Direktwahltasten. Die Darstellung war im neueren Ibiza auch einfach besser und moderner. Dieser Leon ist eben schon am Ende seiner Laufzeit, der neue Leon sollte im April zu den Händlern kommen.
Der Leon stellt zumindest ein paar Kritikpunkte des Ibiza ein: Das Kessy-System ist auch von der Beifahrertür bedienbar und es gibt keine Dachantenne mehr, die von Mardern umgarnt und angeknabbert werden kann. Und jetzt habe ich tatsächlich Haltegriffe am (schwarzen) Dachhimmel! Wow! Sparmaßnahmen entdecke ich noch vorn (Haltestab für die Motorhaube statt Haubenlifter) und hinten (eine einzelne LED für den kompletten Kofferraum). Dafür wird nun auch der Fond ausgeleuchtet und das Lichtpaket hält mehrere Farben bereit.
A pro po Farben: Beim Lack habe ich mich für Magnetic Grau Metallic entschieden. Abgesehen vom Uni-Rot gibt es für das letzte Modelljahr des Leon Cupra keine Farben mehr, sondern nur dienstwagenfreundliche Lacke in Grau, Weiß und Schwarz. Das Eclipse Orange hätte ich ja ganz nett gefunden, dass es mal gab. Aber da jetzt sowieso immer die kupferfarbenen Logos dabei sind, habe ich mit dem Grau wohl eine stimmige Wahl gefunden. Für diesen Lack hätte ich mich auch schon fast beim Ibiza entschieden, aber dem Leon steht er einfach besser...
Schade ist nur, dass in der aktuellen Krise gerade die Fahrziele wegfallen. Bis jetzt macht nämlich jeder Meter Spaß.