Servus beinander,
ja, bewusst mal ein Thread zur Kirche ausserhalb des Austritt-aus-der-Kirche-Threads... Und ich schätze, wenn eine differenzierte Diskussion irgendwo möglich ist, dann in diesem Forum hier. Probieren wirs mal!
Was mich dazu motiviert: ich bin grundsätzlich erst mal katholisch getauft. Und mein Verhältnis zur Religion ist jedenfalls nicht spannungsfrei, vielleicht triffts "schwierig" am besten. Ich denke, dass ich (absichtlich oder unabsichtlich) weitgehend nach dem christlichen Glauben lebe bzw. die vermittelten Werte als wichtig ansehe. Problematisch wirds bei der Kirche als Institution, die ich unabhängig vom Glauben betrachte. Ich weiß nicht, was die wirklichen Ziele dieser Organisation sind, und was sie ihren Anhängern zu vermitteln versucht (was zum Teil in großem Widerspruch zu stehen scheint). Je mehr ich darüber lese (z.B. hier), umso eigenartiger erscheint mir ihr Verhalten.
Papst Benedikt ist ja dafür bekannt, fortschrittliche Elemente des 2. vatikanischen Konzils rückgängig zu machen. Es scheint nicht mehr erwünscht zu sein, die Kirche als "Volkskirche" z.B. auch in Mitteleuropa zu halten - immerhin verliert sie in der Masse der Bevölkerung immer schneller an Boden, nicht nur aufgrund der diversen Skandale. Hingegen ist sie sehr empfänglich für dem entgegenstehende radikale Strömungen, siehe z.B. http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,350114,00.html
Selbst der Papst erzählt immer mal wieder, man müsse sich auf eine neue Zeit der Christenverfolgung einstellen. Klingt bedenklich.
Heute vormittag war ich (nach längerer Zeit mal wieder) in der Kirche. Prompt hat der eigentlich ganz theologisch wirkende Pfarrer in seiner Predigt über das Gute und Böse die Journalisten angegriffen, die unseren BP Wulff aus seinem Amt gekegelt haben. "Zum Glück haben wir noch keine Pressediktatur" - nö, das nicht, aber ist hier jemand beleidigt, weil der katholische Bundespräsident nicht im Amt bleiben durfte und jetzt ein Evangelischer das Amt bekleidet? Oder weil es wegen Vatileaks im Vatikan grad heiß her geht? Ich tu mich langsam schwer, in Aussagen von Kirchenvertretern nicht irgendeinen machtpolitischen Zusammenhang zu erahnen. Vielleicht manchmal auch zu Unrecht.
Irgendwie sieht der ganze Sachverhalt jedenfalls aus wie eine Radikalisierung einer ehemals volksnahen und vergleichsweise (!) modernen Religion. Wo soll das hinführen?
Sind in 20 Jahren dann weniger als 10% der Deutschen christlich/röm.-kath., die dann dafür radikal mit Tendenz zum Fundamentalismus? Die dann dafür nach Schlüsselpositionen in der Gesellschaft streben (wie Opus Dei)? Also mal ganz ehrlich, ich finde das nicht gut.
Und was ist der Sinn dahinter?