Wie ich schon bekannt gegeben habe, steht nun ein Koreaner an der Seite des Focus. Näheres könnt hier ab diesem Beitrag nachlesen: http://www.auto-treff.com/bmw/…ostid=2490856#post2490856
Es sind zwar erst knapp über 500 km abgespult, aber mein Leid muss ich schon kundtun. Auf den schmalen 14"-Rädern mit einer sensationellen Breite von 175 Milimetern fährt er sich wie Kraut und Rüben. Auf regennasser Fahrbahn ist die Traktion eher mies, das ASR regelt alles andere als feinfühlig. Ohne ASR kann man dank der erstaunlich spät kommenden Kupplung auch eher schlecht als recht anfahren, zumal der Motor unter 2000 U/min richtig schlapp wirkt. Anfahren bei 1000 U/min wie beim Focus ist mir noch nicht nennenswert geglückt.
Zu allem Überfluss macht die Kurvenhatz keinen Spaß, da die schmalen Reifen verzeifelt Halt suchen und man so stets über die Vorderräder rutscht. Kein Vergleich zum Focus, der satt auf der Straße liegt. Die Geradeauslaufeigenschaften würde ich ebenso als schlecht bewerten, man ist ständig mit der synthetisch wirkenden Lenkung beschäftigt, die sehr unharmonisch arbeitet: mal etwas schwergängig, und plötzlich mal wieder sehr leicht. Ihre indirekte Art erfordert wie die Kupplung viel Gewöhnung.
Der kleine Koreaner könnte tatsächlich satter auf der Straße liegen, was unter anderem auch eine tiefere Sitzposition vermitteln könnte. Selbst in der untersten Einstellung sitzt man sehr hoch, so kommt kein agiler Charakter auf. Wenn der Wagen für junge Leute gebaut sein soll, dann tut mir die Jugend leid...
Mal sehen, wie der Motor geht, nachdem er die Einfahrzeit überstanden hat. Ich schätze, dass ich mich dann sehr oft im Drehzahlbereich zwischen 3000 und 5000 U/min aufhalten muss, um wenigstens einen Teil der 78 PS aus der Deckung zu locken. Noch gibt er sich im Anzug sehr verhalten. Leider wird das Geräuschniveau bei höheren Drehzahlen auch nicht besser, denn bereits ab 100 km/h kann man es etwas zu laut empfinden. Das ist allerdings kein Vergleich zum Vorgänger, bei dem das Radio nach der Autobahnfahrt schmerzlich dröhnte, damit man auf der Autobahn überhaupt ein paar Klänge gehört hat.
Die Sitze sind wirklich okay, nicht überragend, aber okay. Auch das Platzangebot kann überzeugen. Nerven tut jedoch der schwer zu erreichende USB- und AUX-Anschluss. Geht das nicht besser, liebe Ingenieure? Im Dunkeln muss man also das Licht anmachen, dass sich seltsamerweise am Dachhimmel in etwa auf Höhe der Vordersitzlehnen befindet. Wenigstens werden die MP3-Dateien mit Titel im mittig angeordneten und ganz gut ablesbaren Bordcomputer angezeigt, bei dem mir allerdings die schwer abzuschätzende Momentanverbrauchsanzeige negativ auffällt.
Die Reichweite fällt mit 700 bis 800 km durchaus ausreichend aus, der Verbrauch pegelt sich aktuell oft bei 6 Litern ein, wobei Hyundai einen Gesamtverbrauch von 5,2 Litern angibt.
Deutlich besser lösen könnte Hyundai die Dämpfung der Heckklappe. Bei Öffnung schnappt sie nahezu ungedmäpft nach oben, was ein nicht gerade sehr genussvolles Geräusch erzeugt und an die weiteren Qualitäten des i20 zweifeln lässt. Störend ist auch die Erreichbarkeit des Gurtes, da dieser durch den schmalen Bereich zwischen Sitz und B-Säule gefädelt werden muss und dort unangenehme Spuren hinterlässt. Allgemein scheint das gesamte Cockpit Schmutz magisch anzuziehen, wirklich kratzerresistent ist es auch nicht. An die teilweise speckigen Materialien kann man sich gewöhnen, Premium habe ich bei Hyundai ohnehin nicht erwartet.
Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass es ein Fehlkauf war, aber es gibt sehr wohl ausgereiftere Konzepte. Dass er auf 16"-Rädern mit einer Breite von 195 Milimetern deutlich besser läuft, ist mir bekannt und ändert sehr viel. Die Rückmeldung von Fahrwerk und Lenkung kommt mir gleich viel angenehmer vor. Der Komfort ist dabei nicht beeinträchtigt.
Was zum Neukauf bewogen hat, ist klar: Neben der lockenden Abwrackprämie gibt es ein gutes Gefühl, dass dank 3-jähriger Garantie hohe Hoffnungen setzt und nicht mit schwerwiegenderen Problemen in die Werkstatt lockt - der Hyundai Getz hat durchaus viele Kunden zufrieden gemacht, an der Qualität von Hyundai habe ich keine großen Zweifel. Das Kostenniveau sollte natürlich möglichst gering sein, darum standen größere Fahrzeuge mit mehr Pferden unter der Haube leider nur nebensächlich zur Debatte.